Teilabgabe von Medikamenten durch die Apotheken
Stellungnahme des Schweizerischen Apothekerverbands pharmaSuisse zu den Medienberichten «Apotheker profitieren übermässig – auf Kosten der Prämienzahler» / «Les pharmaciens gagnent de l’argent grâce à la pénurie de médicaments» im Blick und «Ces pharmacies qui en profitent pour gonfler les prix» auf 20min.ch (fr) vom 3. April 2023.
Der Schweizerische Apothekerverband pharmaSuisse protestiert gegen die tendenziösen Medienberichte über die Teilabgabe von Medikamenten zur Bekämpfung von Lieferengpässen. pharmaSuisse erinnert daran, dass es sich dabei um eine kurzfristige Massnahme handelt, die von der «Taskforce Engpass Medikamente» für eine Gruppe von acht Wirkstoffen, deren Mangel sehr gross ist, empfohlen wird. Es handelt sich um eine befristete Regelung und betrifft nur Medikamente zur Behandlung von akuten und nicht chronischen Krankheiten.
Einmal mehr sind die Berechnungen von Santésuisse von 32 Millionen Franken zusätzlicher Einnahmen für die Abgabe von einer Million Packungen völlig aus der Luft gegriffen und respektlos gegenüber den vielen besorgten Patientinnen und Patienten, die befürchten, dass sie ihre Behandlung nicht wie gewohnt weiterführen können. Respektlos auch gegenüber dem Apothekenpersonal, dass seit mehreren Monaten eine enorme Arbeit leistet, um die Patientinnen und Patienten zu beruhigen und vor allem Alternativen zu finden, damit sie trotz der Lieferengpässe ihre Medikamente erhalten, die sie benötigen.
Abgabe in Teilmengen und Kostenrealität
Diese Massnahme der Teilabgabe von Medikamenten bedeutet, dass eine Packung aufgeteilt wird, um sie an verschiedene Patientinnen und Patienten abzugeben. Der Aufwand für die Teilabgabe ist in Bezug auf Haftpflicht, Rückverfolgbarkeit, Kennzeichnung, Ad-hoc-Verpackung usw. nicht zu unterschätzen.
Nehmen wir das von Blick zitierte Beispiel von MST Continus Red Tabl 30 mg (Packung zu 60 Stück). Hier muss präzisiert werden, dass es keine kleineren Packungen gibt, da es sich grundsätzlich um ein Medikament zur Behandlung und Linderung von langanhaltenden (chronischen) Schmerzen handelt. Die Teilabgabe erfolgt hier unter dem Aspekt, allen Patientinnen und Patienten eine Behandlung zu ermöglichen, wenn der Patient oder die Patientin nicht die ganze Packung aufbrauchen wird. Was die Berechnung betrifft, so sei daran erinnert, dass das Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung (BWL) und das Bundesamt für Gesundheit (BAG) die Fakturierungsbeträge zur (teilweisen) Deckung dieses Risikos sowie der zusätzlichen Arbeit der Apothekerinnen und Apotheker nach folgender Berechnung festgelegt haben: Rundschreiben des BAG vom 21. März 2023 über die Vergütung bei Versorgungsengspässen.
Im Beispiel von MST Continus Red Tabl 30 mg sprechen wir von 20 Franken Mehrkosten für zwei Teilabgaben, d.h. für zwei Mal rund 10 Minuten Arbeit der Pharma-Assistentin oder des Pharma-Assistenten und des Apothekers oder der Apothekerin (eine doppelte Kontrolle ist obligatorisch). Ist das wirklich übertrieben? Das ist auf jeden Fall günstiger, als wenn zwei komplette Packungen abgegeben werden und ein Teil davon nicht eingenommen wird!
Hat sich santésuisse die Mühe gemacht, die zusätzlichen Kosten für alle Behandlungswechsel zu berechnen, die durch die Lieferengpässe verursacht werden? So z.B. die Anzahl der Patientinnen und Patienten, die wieder zu ihrem Arzt oder ihrer Ärztin gehen mussten, weil sie aufgrund des Medikamentenwechsels Nebenwirkungen haben oder die einfach durch den Wechsel der Behandlung verunsichert sind und ihre Therapie unterbrechen oder gar beenden?
Der Schweizerische Apothekerverband versteht die wiederholte Hetze, die Santésuisse über die Medien gegen einen bestimmten Leistungserbringer im Gesundheitsbereich betreibt, in keiner Weise.
Kontakt
Schweizerischer Apothekerverband pharmaSuisse
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