Fachkräftemangel in der Apotheke
Die Schweizer Apotheken beschäftigen insgesamt knapp 24’000 Fachkräfte, im Schnitt also neun Mitarbeitende pro Betrieb, darunter zwei Apotheker/innen in Vollzeitäquivalent. Neben ihrer vorrangigen Aufgabe – der Abgabe von Medikamenten mit massgeschneiderter Beratung – wurde die Rolle der Apotheken in der medizinischen Grundversorgung in den letzten Jahren aufgrund mehrerer gesetzlicher Anpassungen erweitert.
Erweiterte Kompetenzen für einfach zugängliche Behandlungen
Apothekerinnen und Apotheker üben gemäss Medizinalberufegesetz (MedBG) einen Medizinalberuf aus. Sie behandeln gemeinsam mit ihren Teams eine Reihe von gesundheitlichen Beschwerden einfach und direkt. Sie dürfen auf Grundlage von klar definierten Protokollen bestimmte rezeptpflichtige Medikamente ohne ärztliche Verordnung abgeben sowie Impfungen verabreichen. Damit tragen die Apothekenteams zur Entlastung von Notaufnahmen und Arztpraxen bei und bieten eine einfach zugängliche medizinische Grundversorgung an.
Ihre Rolle als wohnortnahe Erstanlaufstellen wird im zweiten Massnahmenpaket zur Kostendämpfung gestärkt. Der Bundesrat schlägt darin vor, die von Apothekerinnen und Apothekern angebotenen Dienstleistungen in eigener fachlicher Verantwortung auszuweiten. pharmaSuisse begrüsst dies ausdrücklich.
Medizinische Grundversorgung langfristig sichern
Die Apotheken müssen die steigende Nachfrage nach Behandlungen wie auch neue Aufgaben bewältigen und benötigen daher genug Fachkräfte. Sie sind wie andere Gesundheitsbereiche mit vielfältigen Herausforderungen konfrontiert: Aufgrund der demografischen Entwicklung scheiden die Babyboomer aus dem Erwerbsleben aus. Die Apotheken haben lange Öffnungszeiten und das Bedürfnis nach einer besseren Work-Life-Balance steigt. Das hat Auswirkungen auf die Attraktivität der Apothekenberufe.
pharmaSuisse fordert konkrete Massnahmen zur Bewältigung dieser Herausforderungen:
- Ausbildung stärken: eine angemessene Finanzierung der universitären Aus- und Weiterbildung von Apothekerinnen und Apothekern sicherstellen. Diese sollte sich an jener der Mediziner/innen und des Pflegepersonals orientieren. Damit könnten Apothekerinnen und Apotheker besser auf die steigenden Anforderungen vorbereitet und der Einsatz von Personen mit ausländischen Diplomen verringert werden, ohne Ethik- und Qualitätsstandards zu verwässern.
- Apothekenberufe aufwerten: die gesetzlichen Rahmenbedingungen anpassen, um die Attraktivität der Apothekenberufe sichtbar zu machen und zu fördern. Dazu gehört auch eine faire Vergütung der Leistungen, um die Rolle der Apotheken in der medizinischen Grundversorgung zu konsolidieren.
- Interprofessionelle Zusammenarbeit fördern: integrierte Versorgungsmodelle entwickeln, die die Zusammenarbeit zwischen den Berufen fördern und die jeweiligen Kompetenzen und spezifischen Bedürfnisse in Hinblick auf eine insgesamt bessere Effizienz berücksichtigen.
Der Schweizerische Apothekerverband pharmaSuisse setzt sich für innovative Versorgungsmodelle und eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen allen Akteuren des Gesundheitswesens ein, um die medizinische Grundversorgung für die Bevölkerung langfristig und einfach zugänglich zu erhalten. Dies in Abstimmung mit der Agenda Grundversorgung, die das Eidgenössische Departement des Innern (EDI) kürzlich präsentierte Medienmitteilung des EDI vom 26.11.2024.
Weitere Informationen zu diesem Thema
- Position Fachkräftemangel in Apotheken
- Position Mangel an Fachkräften mit Bewilligung
- Kampagne zur Nachwuchsförderung (pharmaSuisse)
- Agenda Grundversorgung (BAG)
Statistiken:
- Fakten und Zahlen Schweizer Apotheken
- Statistiken Apothekerinnen/Apotheker (BAG)
- Medizinalberufekommission (MEBEKO) — Jahresbericht 2023
- Obsan Bulletin 09/2024 – Gesundheitsfachkräfte in der Schweiz: Absicht, im Beruf zu bleiben
- SECO (2023) – Indikatorensystem Arbeitskräftesituation. Methodische Grundlagen und Ergebnisse
- SCOHPICA – Schweizer Kohorte der Gesundheitsfachkräfte und pflegenden Angehörigen